Brigitte Ammann und Katrin Burtschell
// Vernissage: Mi, 04. Juni 2025 / 19:00
Wenn sich eine Textilkünstlerin und eine handarbeitende Geisteswissenschaftlerin gemeinsam an einen Tisch setzen und über das Leben und Sterben, das Frau-, Mutter- und Tochtersein sprechen, dann wird dieser bzw. das Tischtuch darauf zu einer textilen Aussage, zu einem Narrativ. Der Tisch, zwischen Arbeitstisch und Festmahl, ist für einen solchen Dialog der geeignete Ort. Das Tischtuch, Sinnbild von Tradition und gutbürgerlichem Selbstverständnis wird zur Aktionsfläche zu einem haptischen Reflexionsfeld. Hier begegnen sich die beiden mit ihren textilen Vorgehensweisen, Sticken, Drucken, Applizieren. Im Zentrum ihrer Auseinandersetzung stehen dabei Gedanken und Gespräche über Verlust, Pflichten und Rollen. Auf dem Tischtuch wird zum Abschluss der Ausstellung getafelt werden.
Brigitte Ammann Die gebürtige Niederländerin lebt und arbeitet in Albstadt und Amsterdam. Ihre farbintensiven, großformatigen, doppelseitigen Wandobjekte in der Freestyle Sewing Methode spiegeln Prozesse und Erfahrungen aus dem eigenen Umfeld wider. Dabei führt die Künstlerin ihre textilen Techniken immer wieder an die Grenzen des noch machbaren und weicht auf schwierige Materialien aus, wie in ihrer Installation Black Flowers, die hier im Schauraum präsentiert wird.
Katrin Burtschell Die Kunstwissenschaftlerin und Trauerrednerin, promovierte über das Obszöne in Kunst und Literatur und befasst sich mit Grenzbereichen und Tabuzonen der Kunst. Die textile Praxis des Stickens begreift sie als eine haptische Erweiterung des geisteswissen-schaftlichen Denkprozess. Derzeit beschäftigt sie sich mit dem Besticken von Tischtüchern und Wäschestücken, die über Generationen hinweg sorgsam verwahrt wurden. Die traditionelle Festtagsdecke wird „entweiht“, wird zur Schreibfläche gestickter Gedanken und Skizzen.